Am 22. September 2020 vergab die comdirect wieder ihren finanzblog award. Und siehe da, es wurde diesmal ein "grüner Blogger" ausgezeichnet. Der Blog "ethische Rendite" von Michael Vaupel gewann den zweiten Platz!!! Ich kannte den Blog tatsächlich noch nicht und habe ihn mir heute mal angeschaut.
Michael, der Blogger, ist diplomierter Volkswirt und Historiker und nach eigenen Aussagen „Vollblut-Börsianer“. Auf seinem Blog stellt er sich im Bild mit Anzug und Krawatte vor. Er schreibt, dass er „Gewinn um jeden Preis“ verachte. Natürlich interessierten ihn Gewinn-Investments…“doch keineswegs solche, die der Umwelt oder der Gemeinschaft schaden“. Na, das klingt ja schon mal sympathisch – denke ich mir.
Auf seinem Blog schreibt er seit 2014 (!!!) über Aktien und andere Finanzinstrumente (ETFs, Anleihen, Zertifikate, Rohstoffe). Seine Blogartikel sind total abwechslungsreich: eine Analyse der Umweltbank-Aktie steht zum Beispiel neben einer Buch-Rezension. Er rezensiert sogar Bücher, die man nicht unbedingt auf dem Blog erwartet hätte, wie „Darm mit Charme“ (von Giula Enders).
Über einen Blog-Beitrag bin ich sofort gestolpert: „Nonnen gegen Tesla?!“ lautete der Titel. Michael beschreibt darin, wie er neulich seinen Kaffee trank und nebenbei der Tesla- Hauptversammlung zuschaute. Er habe zwar selbst keine Tesla-Aktien, aber er bemühe sich, kein Fachidiot zu sein und auf dem Laufenden zu bleiben.
Jedenfalls sei es bei der Hauptversammlung schließlich um einen Gegenantrag gegangen, der das Thema Menschenrechte behandelte. Dieser Antrag sei von mehreren Nonnen gekommen. Diese hätten angeklagt, dass Tesla Kobalt nutze, das im Kongo durch Kinderarbeit gewonnen werde. Es gäbe dort Jungen, die tatsächlich Gliedmaßen verloren hätten – durch den Einsturz von Tunneln. Und da Tesla angebe, eine Null Toleranz für Kinderarbeit zu haben, sei das ja wohl ein Unding. Tesla, so die Nonnen, würde lügen und toleriere Missstände. Die Nonnen schlugen vor, wenn Tesla es ernst meine mit der „Null Toleranz für Kinderarbeit“, dann solle die Firma doch Drohnen einsetzen, um zu überwachen, dass tatsächlich keine Kinderarbeit in den Minen erfolge aus denen Tesla Kobalt bezieht. Leider – so beschreibt Michael auf seinem Blog – habe der Gegenantrag der Nonnen nicht die Mehrheit der Stimmen bekommen und sei abgelehnt worden.
Mir gefällt es total gut, dass Michael auf seinem Blog von diesem Beispiel berichtet. Tesla gilt bei vielen als fortschrittlich und „nachhaltig“ und hier sieht man wieder: Der Teufel steckt im Detail. Es waren Frauen, die die Hauptversammlung von Tesla nutzten, um auf Missstände hinzuweisen. Michael findet die Forderungen der Nonnen berechtigt und informiert auf seinem Blog die Leser über deren Anliegen. Das finde ich gut.
Übrigens hat Michael auch schon 8 Bücher geschrieben. Seine Fachliteratur bewirbt er auf seinem Blog. Darin geht es um Investitionen und Rohstoffe, Emerging Markets, deutsche Kolonialherrschaft oder einfach nur um das Rheinland.
Ich bin froh, dass ich seinen Blog entdeckt habe und werde jetzt öfter mal reinschauen.
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