Die DWS ist eine Frankfurter Fondsgesellschaft, die zahlreiche Fonds mit dem Kürzel ESG anbietet. ESG steht für "Environment (Umweltstandards), Social (soziale Aspekte) und Governance (gute Unternehmensführung)". Bei diesen Fonds geht es den Kund*innen meist darum, in Firmen zu investieren, die besonders wenig umwelt- und sozialschädlich sind und gut geführt werden. Ende August 2021 berichteten mehrere Medien, dass in den USA die Börsenaufsicht SEC, die Bundesstaatsanwaltschaft sowie das US-Justizministerium DOJ gegen die DWS ermitteln. Der Verdacht lautet: "Greenwashing". Nun wird geprüft, ob die DWS zu lax mit Kriterien des nachhaltigen Investments umgegangen ist. Dabei geht es auch um die Frage, welcher Anteil des von der DWS verwalteten Fondsvermögens wirklich "ESG" ist.
Die DWS hatte vorgegeben, bei ESG fortschrittlicher als andere Fondsgesellschaften zu sein.
Vorstandschef Asoka Wöhrmann hat noch Ende 2020 behauptet, die DWS habe einen einzigartigen Ansatz zur Integration von Nachhaltigkeitsaspekten. Dieser Ansatz gehe über bisherige Standards in der Branche hinaus.
Jetzt gibt es schwere Vorwürfe von der ehemaligen DWS-Nachhaltigkeitschefin Desiree Fixler. Ihr Verdacht ist, dass nur ein geringer Teil des verwalteten Fondsvermögens wirklich "ESG" ist - und eben nicht ein großer Teil - wie öffentlich behauptet. Es kann also sein, dass viele der Aktien- und Anleihefonds, die von der DWS als "grün" angeboten werden, gar nicht "grün" sind. Dies prüfen derzeit die amerikanischen Behörden.
Die DWS ist übrigens eine Deutsche-Bank-Tochter. Nachdem bekannt wurde, dass sich die US-Behörden mit dem Fall befassen, brach der Aktienkurs der DWS um fast dreizehn Prozent ein.
Die Untersuchungen werden weit über die DWS hinaus Folgen haben, weil sich auch andere Fondsanbieter fragen müssen, ob ihre Fonds wirklich so "grün" sind, wie sie behaupten.
Wenn du in Fonds der DWS investiert hast und bisher davon ausgegangen bist, dass du nachhaltig Geld investierst, dann ist jetzt Vorsicht angebracht. Prüfe genau, um welche Fonds es sich handelt und ob sie zurecht das Label "ESG" tragen. Sei kritisch und lies die verschiedenen Medienberichte in den großen deutschen Tageszeitungen. Es könnte sehr gut sein, dass du von der DWS getäuscht wurdest und tatsächlich NICHT nachhaltig investierst.
Fazit: Meike Schreiber, die Banken-Korrespondentin der Süddeutschen Zeitung bringt es in ihrem Kommentar vom 28. August 2021 auf den Punkt: "Wer seinen Fondsanleger*innen vorgaukelt, Firmen sorgfältig nach Nachhaltigkeitskriterien zu durchleuchten, es dann aber höchstens oberflächlich tut, richtet Schaden an. Erstens, weil ahnungslose Anleger*innen in neue, vermeintlich grüne, zuweilen sogar teurere Fonds gelockt werden. Zweitens, weil dadurch immer noch zu viel Kapital in klimaschädliche Firmen fließt. Der Kampf gegen den Klimawandel kann nur gelingen, wenn das Geld in die richtigen Firmen geleitet wird, nicht in klimaschädliche oder windige Geschäftsmodelle."
Drum: Augen auf beim Aktiefonds-Kauf! Achte auf die Gütesiegel (FNG-Siegel und ECOreporter-Siegel) und investieren nicht vorschnell in einen angeblichen ESG-Aktienfonds!!
Quelle:
-Süddeutsche Zeitung, 28.08.2021, Artikel "Im Grünwaschgang" von Meike Schreiber
-Süddeutsche Zeitung, 27.08.2021, Artikel "Nachhaltig verärgert" von Meike Schreiber
-Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.08.2021, Artikel "DWS weist Vorwürfe entschieden zurück" von Markus Frühauf
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