Im britischen Guardian (Tageszeitung) gibt es jeden Samstag eine Rubrik "How I spend it". Darin legen Menschen offen, wieviel sie pro Jahr verdienen, welchen Job sie machen und wie sie ihr Geld ausgeben. Jeden Samstag wird eine andere Person vorgestellt.
Zum Beispiel Andy, der 39 Jahre alt ist und pro Jahr 21.000 Pfund verdient. Früher war er spiel- und wettsüchtig. Seit 12 Jahren spielt und wettet er gar nicht mehr. Die Organisation seiner Finanzen hat er komplett an seine Frau übergeben. Er hilft jetzt anderen Spiel- und Wettsüchtigen in einer Selbsthilfegruppe.
Oder die hochschwangere Bethan, 34 Jahre alt, die einen Campingplatz in Wales betreibt und jährlich 40.000 Pfund verdient. Sie muss jedes Jahr in sechs Monaten so viel verdienen, dass es fürs ganze Jahr reicht und macht sich Sorgen, ob sie die hohe Arbeitsbelastung im Frühjahr/Sommer mit Baby auch schaffen kann. Sie hat vor kurzem ein Haus gekauft und muss den Kredit mit monatlich 320 Pfund abbezahlen. Für eine private Rente spart sie monatlich 200 Pfund.
Ich lese diese Rubrik sehr gerne. Mir wird dadurch klar, wie unterschiedlich man Geld ausgeben kann - je nachdem, was einem wichtig ist. Der eine gibt gerne und oft viel Geld für gutes Essen aus. Dem anderen ist der Mitgliedsbeitrag für das Fitness-Studio wichtiger oder die Ausgaben fürs eigene Haustier. Außerdem variiert der Umgang mit Geld: Manche haben sich in jungen Jahren verschuldet und erst dann gelernt, wie sie mit Geld umgehen können. Andere haben einen anspruchsvollen Job aufgegeben, weil ihnen die persönliche Zeit wichtiger war als das viele Geld.
Diese Rubrik "How I spend it" zeigt einfach sehr schön, dass wir unsere Finanzen durchaus selbst steuern können: Wieviel wollen wir verdienen? Wie wollen wir unser Geld ausgeben? Wie wollen wir leben? Zur Miete oder im Eigenheim? Jeden Tag macht man zig kleine finanzielle Entscheidungen. Dafür ist Achtsamkeit wichtig: kenne ich meine Bedürfnisse und richte ich meine Finanzen dementsprechend aus?
Wen es nervt, dass viel Geld für den Supermarkt-Einkauf "drauf geht", der sollte sich monatlich ein Budget festlegen, dass er zukünftig nicht überschreiten will. Wer horrend hohe Ausgaben für Strom hat, der könnte überprüfen, ob es nicht einen günstigeren Anbieter gibt.
Einen guten Überblick bekommt man, wenn man anfängt, ein Haushaltsbuch zu führen. Wenn man also alle Ausgaben und Einnahmen aufschreibt und sich erst einmal bewusst wird, was man wofür ausgibt. Das ist dann so, als wäre man selbst Protagonist der Rubrik "How I spend it".
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