Ein Kind wächst in seinen ersten zwei Lebensjahren durch acht Größen und in diesem Zeitraum werden durchschnittlich 280 Kleidungsstücke gekauft. Viele Hosen, T-Shirts und Schuhe werden nur für zwei bis drei Monate verwendet. Danach werden nur 15 Prozent der Kleider gespendet oder wiederverwertet. Die anderen 85% landen auf dem Müll.
Jetzt gibt es eine neue Möglichkeit für Eltern, Kleider für ihre Kinder sowie Schwangerschaftskleidung für Mütter zu mieten. Seit Mai 2019 gibt es das Unternehmen Circos mit einem europaweiten Angebot.
Es gibt sehr gute Gründe dafür, Kleider zu mieten, statt zu kaufen. Die Mode-Industrie ist für 10% der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich und verursacht damit mehr Emissionen als alle Flüge weltweit. Jede Minute landen vier bis fünf LKW-Ladungen Kleider auf dem Müll. Also macht "Kleider mieten"ökologisch Sinn. Die Frage ist nur, ob Eltern bereit dafür sind. Denn Kinder werden oft wie kleine Prinzen und Prinzessinnen behandelt und da passt es nun mal nicht zum Image, sie in gebrauchte Klamotten zu stecken. Vielen Eltern hängen auch an den Schuhen, in denen das eigene Kind laufen gelernt hat. Wenn die einfach zurück geschickt werden müssten, weil sie nur "geliehen" waren, wo kämen wir denn dahin?
Bei dem Kleider-Miet-Service von Circos gibt es die Devise: niemand darf ein Kleidungsstück kaufen oder behalten. Auch nicht, wenn man es wirklich lieb gewonnen hat und bereit ist, dafür zu zahlen. Das hört sich erst mal unsensibel an, aber Circos möchte sicherstellen, dass jedes Kleidungsstück so oft wie möglich getragen wird, um den vollen Lebenszyklus der Kleider auszukosten.
Wer Circos nutzt, erhält einen einfachen und komfortablen Kleider-Miet-Service und kann damit tatsächlich Geld sparen. Ein Abo gibt es ab 19,50 Euro pro Monat. Je mehr Kleidung man benötigt und mietet, desto höher wird der Abo-Preis. Geht man zum Beispiel Skifahren, kann man sich für einen Monat einen Kinder-Schneeanzug von Patagonia, bestehend aus wiederverwerteten Materialien für 22,40 Euro mieten, anstatt ihn neu zu kaufen für 140 Euro. Die Kleider werden in kompostierbarer Verpackung verschickt und dieselbe Verpackung kann genutzt werden, um die Kleidung wieder zurückzusenden.
Circos ist sich bewusst, dass Kinder Kleidung kaputt machen können. Schließlich toben und spielen sie. Daher verlangt das Unternehmen nur, dass man die Kleidung so behandelt, als ob man sie noch an das Geschwisterkind weitergeben wolle.
Inzwischen ist Circos in 20 Ländern tätig. 72% der Kund*innen nutzen die Dienstleistung von Circos aus ökologischen Gründen. Bei Circos wird ein Kleidungsstück von insgesamt 8-10 Kindern genutzt, bevor es kapputt ist. Eine unabhängige Firmenbewertung hat ergeben, dass die Abonnenten von Circos 242 Liter Wasser und 6kg CO2 Emissionen pro Monat einsparen im Vergleich zu Eltern, die alle Kleider für ihre Kinder neu kaufen. Der ökologische Fußabdruck der Kleidung wird durch die Vermietung um 80% reduziert.
Bleibt nur noch die Frage, ob Eltern sich überwinden können, ihre Kinder in second hand Kleider einzukleiden? Natürlich wollen alle Eltern nur das Beste für ihr Kind. Aber wir wissen alle, dass fast-Fashion nicht nachhaltig ist und vielleicht ist "Kleidung mieten" ja der beste Weg, um mit seinem Kind zusammen einen nachhaltigeren Lebensstil anzufangen.
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