Habt ihr euch schon mal gefragt, seit wann es eigentlich nachhaltige Investments gibt?
Aus meiner Fortbildung zur "Fachberaterin für nachhaltiges Investment" weiß ich, dass 1968 ein Schlüsseljahr war. Da versuchten nämlich Tausende von Kleinaktionären durch Demonstrationen, auf die Geschäftspolitik des Chemieriesen Dow Chemical Einfluss zu nehmen. Dieser produzierte Napalm für den Vientnamkrieg. Napalm ist eine Brandwaffe und führt zu Brandverletzungen. Viele Kleinaktionäre verkauften ihre Dow-Aktien, der Aktienkurs fiel. Als Reaktion entstand der 1971 augelegte Pax-World-Fund, der nur in Aktien von Unternehmen investiert, die nicht im Waffen- und Rüstungsbereich aktiv waren. Eine neue, moderne Anlageform war damit geboren, nämlich sogenannte ethische oder nachhaltige Investments. Das sind Investments, die ökologische, ethische und/oder soziale Kriterien berücksichtigen.
In den 70er Jahren passierte aber noch mehr:
Zum einen stieg das Bewusstsein der Bevölkerung für die Apartheidsproblematik in Südafrika. Die Süd-Afrika-Boykott-Bewegung (Anti-Apartheid) führte dazu, dass Kirchen, Universitäten und andere institutionelle Anleger Aktien von Unternehmen verkauften, die Geschäftsbeziehungen zu Südafrika unterhielten.
Zum anderen enstand 1974 in Deutschland die GLS Bank (Gemeinschaftsbank e.G., Gründungsmitglied der Gemeinschaft für Leihen und Schenken). Und zwar weil breitere Schichten der Bevölkerung begannen, sich darüber Gedanken zu machen, was die Bank mit ihrem Geld macht. Die GLS Bank war die erste alternative Bank in Deutschland. 1988 wurde dann die Frankfurter Ökobank gegründet. Weitere nachhaltige Banken folgten.
In Deutschland hatte die Umweltbewegung der 70er und 80er Jahre einen prägenden Einfluss auf den Markt ethischer und ökologischer Kapitalanlagen. Neben Krediten waren hier Unternehmensbeteiligungen die ersten Produkte im Bereich des ethisch-ökologischen Investments. Viele Entwickungen und Innovationen in der Energiewirtschaft, Umwelttechnik und anderen Bereichen wurden erst durch Geldgeber möglich, die neben den Kriterien des magischen Dreiecks (Rendite, Sicherheit, Liquidität) die Relevanz von ökologischen Kriterien erkannten und von deren langfristigem Erfolg überzeugt waren.
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